Die Filmkritiken der Kinderjury
Dieser Film ist anders als die meisten Filme, die wir normalerweise sehen. Es gibt keine richtige Handlung, sondern es sind mehrere kleine Aneinanderreihungen von Ebrahims Arbeitsalltag. Manchen von uns war der nicht ersichtliche Handlungsbogen etwas zu langweilig, anderen von uns ging es anders, für sie war es spannend und interessant in das Leben eines iranischen Kindes, das so alt ist, wie wir, einzutauchen. Ebrahims Sorge um seine Familie und die damit verbundenen Geldprobleme waren uns sehr verständlich.
Ebrahim ist ruhig, schüchtern und höflich. Gewissenhaft führt er alle Tätigkeiten aus, die ihm von vielen Seiten zum Teil auch ruppig aufgetragen werden. Wir haben das Gefühl, er ist mit seinem Leben zufrieden, denken aber, er würde sich für die Schule entscheiden, wenn die Familie versorgt wäre und er die Wahl dazu hätte. Der Mutter ist bewusst, welches Opfer ihr Sohn aufbringt, das wird in der Szene im Auto sehr deutlich, als sie sich wünscht, er sollte eigentlich in die Schule gehen. Dass Ebrahim sich nicht nur liebevoll um seine jüngeren Geschwister kümmert, sondern, dass ihm auch Tiere wichtig sind, zeigen uns mehrere Begegnungen mit Vögeln, einem Marienkäfer, Pferden und Eseln.
Die Kinderrechte sind uns sehr aufgefallen: insbesondere das Recht auf Bildung. Kinder sollten nicht so viele Arbeiten verrichten müssen, um die Familie zu erhalten. Außerdem das Recht auf ein Zuhause, auf Freizeit und auf medizinische Grundversorgung. Der Umgang mit dem Bruder mit Behinderung war ganz selbstverständlich. Manche Dinge kann er machen, andere nicht, was für ihn und die anderen vermutlich in Ordnung ist. Dies ist uns besonders positiv in Erinnerung geblieben.
Der Charakter des langsam erzählten Filmes hat einige von uns an einen Dokumentarfilm erinnert, da es keine klar definierten Höhepunkte gibt, sondern als Erzählung Einblicke in die ländlich geprägte iranische Kultur zeigt. Durch die vielen totalen Einstellungen in die weite Wüstenlandschaft und die Anfangsszene der Dattel-Ernte konnten wir uns gut in die uns nicht gewohnte, warme Welt hinein fühlen.
Asteroid lässt uns doch ein wenig über unsere eigene gute Lebenssituation nachdenken. Wir sind glücklich darüber, dass wir nicht arbeiten gehen müssen, um unsere Familie zu ernähren. Man versteht jedoch, dass Ebrahim vieles in Kauf nimmt, um das Wohlbefinden seiner Familie zu garantieren, denn er weiß, seine Familie wird auch immer für ihn da sein.
Der Film ist ziemlich traurig und leider weniger lustig, als der Titel verspricht, dafür aber sehr emotional. Saschas Geschichte ist spannend und interessant, sie wird teilweise in der Ich-Form von ihr erzählt. Durch das Voice-Over erfahren wir ihre Ziele und wie es ihr eigentlich mit dem Tod der Mutter geht.
Die Vater-Tochter-Beziehung ist ein zentrales Thema, denn Saschas oberstes Ziel ist es, ihren Vater wieder zum Lachen zu bringen, denn sie ist genervt von seiner ständigen Traurigkeit. Wir finden ihr Verhalten ihrem Vater gegenüber nicht immer in Ordnung, denn auch er weiß nicht, wie er mit der neuen Situation umgehen soll, vermutlich ist er einfach überfordert.
Das Fehlen der Mutter im Alltag wird uns auch durch Flashbacks immer wieder in Erinnerung gerufen, z.B. der leere Stuhl beim Essen oder die Szene, in der die Mutter Sascha kitzelt oder als sie bei Marta zu Hause beim Abendessen ist.
Besonders untypisch ist, dass es oft Szenen gibt, in denen im Bild etwas Dramatisches zu sehen ist, die dazu passenden Geräusche aber fehlen (z.B. Schreien ohne Ton, Weinen ohne Ton) oder umgekehrt (hörbares Weinen ohne jemanden zu sehen). Beim Singen von Country Roads im Auto, sieht man die imaginierte Mutter auf der Rückbank und hört, wie sie eine Strophe mitsingt.
Wir schauen nicht so gerne Dramen, sondern lachen gern bei Comedy-Filmen. Deshalb hätten wir uns lustigere Witze gewünscht, damit die depressive Stimmung etwas aufgelockert wird. Gemütlich ist Saschas Zimmer mit den vielen kleinen Lichtquellen. Die Farbe Pink scheint für Sascha sehr wichtig zu sein, denn viele rosa/pinke Objekte kommen vor: geschenkter Pullover der Mutter, geschenkte Hose der Oma, Saschas Haare, Kleid in der Umkleide, Notizbuch, Lichter in der Bar.
Saschas Entwicklung wird deutlich, durch das Abhaken ihrer Liste, die sie zielstrebig verfolgt. Als sie ihren Vater endlich zum Lachen bringt und somit den letzten Punkt erledigt, kann sie endlich selbst trauern und die Dinge, die sie zuerst aus dem Leben verbannt hatte, wieder zulassen (sich um einen Hund kümmern). Wo wir uns alle einig sind, ist die unglaublich tolle schauspielerische Leistung von Sigrid Johnson. Es ist ziemlich beachtlich, wie oft sie „künstlich“ geweint hat.
„Die Drachenprinzessin“ ist ein schön animiertes Märchen, das im Mittelalter spielt. Die Geschichte wird von der Froschhexe erzählt, sie beginnt und beendet die Erzählung.
Es gab sehr viele unvorhersehbare Wendungen, und obwohl wir davon ausgegangen sind, dass es ein gutes Ende geben wird, haben uns die finalen Entscheidungen der Figuren dann doch überrascht. Zwischen den spannungsgeladenen Elementen, sorgte das feige Pony für Entspannungslacher.
Die Farben spielen eine wichtige Rolle, das charakteristische Grün von Poils (friedliebend und naturverbunden), das Blau der Prinzessin und das Rosa des kleinen, lächerlichen Verlobten. Das ist bestimmt eine Anspielung auf gendertypische Farbzuweisungen. Auch das Thema Mädchenrechte/Frauenrechte zieht sich durch den ganzen Film. Die Mutter ist von ihrem Mann eingesperrt, trotzdem bleibt sie sich treu. Die Prinzessin ist mutig, schlagfertig, schlau und widersetzt sich den Anweisungen ihres Vaters und ihres zukünftigen Ehemannes. Poils wächst an ihren Aufgaben und lernt die Menschen auf ihre Art und Weise kennen. Sie zeigt ihrem Vater, dass nicht alle Menschen bösartig sind.
Anfangs ist der Film ziemlich dunkel, was verdeutlicht, dass die zwei Mädchen in einer düsteren Welt aufwachsen, die von machtbesessenen Männern (ihren Vätern) dominiert wird. Am Ende jedoch ist das Setting hell, bunt und friedlich, da die zwei Mädchen selbst die Welt neu ordnen.
Wie in jedem Märchen üblich, gibt es auch in dieser Geschichte einige moralische Aussagen: Selbstbestimmung ist ein wichtiges Recht, das niemand wegnehmen sollte, diskriminierende Vorurteile (Mädchen sind schwach, Menschen sind böse) sind falsch, innere Werte sind wichtiger als Äußere und Geld macht nicht glücklich.
Die Figuren im Märchen sind oft Symbole. Hier könnte man sagen, dass viele Menschen egoistisch sind, gierig und sich bekriegen um an Macht und Geld zu gelangen. Deshalb respektieren sie den Lebensraum von Tier und Natur nicht.
Der Drachenvater und der König ähneln sich sehr. Beide wünschten sich eigentlich ein „anderes“ Kind (der König einen Sohn, der Drachenvater ein „echtes“ Drachenkind und nicht eines, das „menschlich“ aussieht). Beide sind macht- und goldgierig und sie hassen einander. Trotz ihrer Ähnlichkeiten, zieht am Ende jeder einen anderen Entschluss: der König entscheidet sich gegen seine Familie und sein Volk, aber für das Gold. Eine Suche, die ihn ins Unglück reiten lässt. Anders entscheidet sich der Drachenvater. Er erkennt schlussendlich den Wert aller seiner Kinder und gibt seinen zweit wichtigsten Schatz der Hexe, sein wohl gehütetes Gold.
Es geht um zwei Freunde, die beide im gleichen Fußballteam spielen und ziemlich strenge Väter haben. Dylan sitzt nach einem Unfall plötzlich im Rollstuhl und muss sich mit seiner neuen Situation auseinandersetzen.
Vor allem der dramaturgische Aufbau des Films war sehr gelungen. Es gibt viele kleine Handlungsstränge, die in Dylans Leben von großer Bedeutung sind (Beziehung zu Vater, zur Mutter, zum besten Freund, zur Freundin und zu seinem Team). Durch zahlreiche Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte, war die Handlung nie langweilig, auch, wenn manche von uns schon erahnen konnten, dass das Team am Ende gewinnen wird. Ein paar von uns haben sich trotzdem nicht ganz angesprochen gefühlt.
Begeistert hat uns Dylans Durchhaltevermögen, denn andere in seiner Situation hätten sicher früher aufgegeben. Anders gesagt, ist die Moral des Filmes: Nie aufzugeben und für seine Leidenschaft zu kämpfen. Das fanden wir sehr inspirierend.
Die schauspielerische Leistung von Dylan (Maik Cillekens) rechnen wir ihm hoch an, es muss sicher herausfordernd gewesen sein, diese Rolle zu spielen.
Auch, wenn das Thema (plötzliche Behinderung) schwer und traurig ist, war es schön zu sehen, dass sich die Hauptfiguren aneinander angenähert, entwickelt und etwas aus ihrer neuen Lebenssituation gemacht haben. Die Beziehung der Söhne zu den Vätern verbessert sich zwar nur langsam, doch am Ende sehen beide ihre Fehler ein.
Bei den Fußball-Szenen kam besonders viel Handkamera zum Einsatz, teilweise sogar die Perspektive vom Ball. Der Kameraschwenk beim Unfall war spektakulär und Schwindel erregend. Richtig einsam und hoffnungslos konnten wir Dylans Gefühle gut erkennen, in dem Moment, als er ganz alleine im riesengroßen Fußballtor Torwart sein wollte.
„Nur das beste Team kann gewinnen“ wird dreimal gesagt und zeigt die Entwicklung von Dylan ganz gut. Beim letzten Mal sieht er schließlich ein, dass das gesamte Team wichtiger ist als er selbst.
Der Science-Fiction-Film spielt in einer Zukunft, wie wir sie uns vorstellen könnten. Das Leben wäre vielleicht leichter und manche Dinge wären cool (unendlich Essen zu produzieren und das digitale Fenster im Zimmer), aber auf Dauer würden wir nicht gerne so digital abhängig leben. Es gäbe sicher auch unangenehme Probleme zu lösen.
In unserer Besprechung haben wir uns in verschiedene Ethik-Themen vertieft, angeregt durch die Rolle von Konrad, der ja im Labor künstlich gezeugt wurde.
Es gab viele spannende Wendungen im Film, sodass die Zeit im Kino sehr schnell vergangen ist. Der futuristische Aspekt war besonders gut durch die cleane Atmosphäre inszeniert. Ironisch fanden wir Albertes Bitte den Eltern gegenüber, offline zu gehen, um mit ihnen ein ernstes Gespräch zu führen. Wir kennen das nur anders herum. Einen eigenen Roboter zu haben ist sicher ganz angenehm, wenn er aber im Zimmer schlafen müsste, wäre das gruselig.
Am Anfang haben wir ein bisschen gebraucht, um herauszufinden, wer Roboter und wer Mensch ist. Dass Konrad doch ein Mensch ist, haben uns im Nachhinein gesehen schon viele Indizien (die echten Haare, dass er abstrakt zeichnen kann und, dass er auf die Toilette muss) verraten.
Das digitale Fenster in Albertes Zimmer zeigt uns ihre Gefühlswelt und hat geholfen, uns mit ihr zu identifizieren (Gewitter bei Ärger, Regen bei Traurigkeit, Sternenhimmel bei Entspannung). Die Lichtstimmungen haben sehr gut zu den jeweiligen Orten gepasst: im Club gab es bunte Scheinwerfer, das weiße Licht in der Fabrik hat die künstliche Atmosphäre verstärkt und jedem Kind war eine eigene Farbe im sonst sterilen Zimmer zugeordnet.
Die Tanz-Szenen waren ziemlich cool, auch die elektronische Musik hat gut gepasst. Gestört hat uns nur Albertes Reaktion im Club, als sie Konrad fast ertrinken lässt, nur um ihre neuen „Freunde_innen“ zu behalten.
Für uns die wichtigste Aussage ist, dass Freund_innen und Familie wichtiger sind, als die neuesten, technischen Gadgets. Aber auch, dass man nicht um jeden Preis zu einer bestimmten Gruppe dazugehören muss, vor allem, wenn man die Gefühle anderer, die einem wichtig sind, verletzt. Der Film regt zum Nachdenken an, über Zukunftsvisionen, Wissenschaft und die damit verbundenen ethischen Fragen.
Das Zirkus-Setting im Film ist unterhaltsam, gleichzeitig hat er auch traurige Momente, zum Beispiel, als der Vater Bill verzweifelt im Regen sitzt und weint, da Laura von Zuhause weggelaufen ist. Es geht um eine lehrreiche Vater-Tochter-Beziehung, in der die Rollen oft vertauscht sind. Die beiden Hauptfiguren sind nicht immer gleicher Meinung und haben regelmäßig Konflikte, wie sie ihren gemeinsamen Alltag gestalten wollen. Wir haben gut verstanden, dass Laura aus ihrem gewohnten Nomaden-Alltag ausbrechen möchte. Sie sehnt sich einfach nach „Normalität“.
Über den Humor des Filmes waren wir uns nicht immer alle einig. Es gab dennoch lustige Szenen, wie die Clownshows, der Sarkasmus der Lehrerin und jene, in denen der Vater seine Show abzieht, anstatt Ernst zu bleiben. Wir würden nicht gerne in Lauras Haut stecken, weil wir uns oft für unseren Clown-Vater geschämt hätten. Die verkehrte Welt, in der Laura aufwächst, ist uns sehr in Erinnerung geblieben (Laura macht das Frühstück, hat alle Termine im Kopf, mag früh ins Bett und für die Schule lernen).
Auffallend ist die Farbe Türkis, die in fast jeder Szene (Vorder- oder Hintergrund) zu sehen ist (Kleidung, Wohnwagen, Lauras Kostüm und Weste, Klassenraum, Pancakes). Die Kameraperspektive verstärkt das Ungleichgewicht zwischen den beiden Figuren. Am Beginn wird Laura vorwiegend aus der Vogelperspektive und der Vater aus der Froschperspektive gezeigt, was betont, dass Bill (obwohl er sehr kindisch ist) über ihrer beider Leben bestimmt. Am Ende wird die Perspektive getauscht, da Laura ihren Vater davon überzeugen kann, dass Schule für sie wirklich wichtig ist.
Viele Ereignisse werden nicht angesprochen, sondern nur über die Bildebene und Blicke zwischen den Figuren deutlich gemacht. Zum Beispiel, als Laura merkt, dass sie ihre Tage zum ersten Mal hat oder als die Tomaten „verbotenerweise“ aufgeschnitten sind.
Für uns eine wichtige Botschaft, die im Film auch ausgesprochen wird, ist: „Sei so wie du bist, solange ich so sein kann, wie ich bin.“ Das Kinderrecht auf Bildung ist Laura sehr wichtig. Sie möchte sowohl eine gute Ausbildung haben, aber auch mit ihrem Vater weiterhin manchmal auf der Bühne auftreten.
MINI-ZLATAN UND DER LIEBSTE ONKEL DER WELT
Im Film geht es um das Mädchen Ella, dessen Onkel Tommy ihr bester Freund ist, mit dem sie viel Zeit verbringt. Bis zum Tag, an dem Steve in ihr Leben tritt. Ella mag Steve nicht, weil Tommy nun auch viel Zeit mit ihm verbringt. Die Geschichte dreht sich vor allem um Freundschaft, Familie und Eifersucht.
Für uns, als erfahrenes Publikum, war das Happy End vorhersehbar, doch für jüngere Zuschauer_innen war es vielleicht doch überraschend. Sehr spannend fanden wir die Szene am Flughafen, in der Ella in Zeitlupe versucht ein „Tor“ mit dem roten Fußball zu schießen.
Auffallend an den Figuren ist, dass jede eine bestimmte Farbe oder ein Muster zugeordnet bekommt. (Ella gelb/grün, Tommy rosa/rot/blau, Steve braun/oliv). Im Laufe des Filmes verändert sich das Kostüm nur minimal, erst am Ende trägt Ella ein rotes Trikot, wie der rote Fußball von Ajax. Dadurch konnten wir die innere Veränderung der jeweiligen Person auch gut äußerlich wahrnehmen.
Für herzhafte Lacher im Kinosaal sorgten die witzigen und zum Teil ziemlich wilden Streiche, die sich Ella und Otto gemeinsam ausdenken. Besonders kreativ fanden wir die Pupsmaschine. (Sonst kommt in Filmen meist nur ein Furzkissen vor.) Für uns aber war die Schmerzgrenze erreicht, als Ella Steve die Haare färbt und seinen Kopf rasiert. Die lustigen Rennfahrer-Onkel und die sprachlichen Hürden, die Ella ausnutzt, um Steve zu veräppeln, hatten eine besondere Komik.
Manchmal ist nicht immer alles schön im Leben, sondern es kann auch herausfordernde Situationen geben, an denen man wachsen muss. Der Film sagt unserer Meinung nach noch aus, dass eine Veränderung im Leben nicht immer etwas
Schlechtes bedeutet. Besonders hervorheben möchten wir noch Ottos Figur, die sowohl verträumt, aber auch sehr hilfsbereit und seriös war. Er unterstützt Ella immer wieder, obwohl sie ihm die kalte Schulter zeigt. Schön war, dass er dann doch ihr
„BFF“ wird.
In Ellas Glückskeks, den sie in einer der ersten Szenen öffnet, ist zu lesen: „Die Freunde sind die Blumen im Garten des Lebens“. Dieser Satz steht symbolisch für den ganzen Film. Am Anfang hat Ella nur einen Freund, am Ende viele. Verdeutlicht
wird das durch die Anfangs- und Schluss-Szene: Zu Beginn spielt sie alleine Fußball, schlussendlich in einem Team.
Der spanische Film spielt in einem ärmeren Wohnviertel und ist anders, als die meisten europäischen Filme, die wir bisher gesehen haben. Uns ist gleich aufgefallen, dass der Film nicht heute, sondern im Jahr 1985 spielt. Das sieht man besonders gut, an den technischen Geräten, die vorkommen (keine Handys, Telefon an der Wand, alter, kleiner Fernseher).
Das Setting des Universums ist ziemlich cool und hat sich durch den ganzen Film gezogen. Es gab viele Details, auf denen man Sterne und Kometen sehen konnte (Tür in der Schule, Mauer beim Fußballplatz, am Himmel). Durch die Fantasie und Magie ist die Handlung unvorhersehbar und überraschend gewesen, was uns sehr gut gefallen hat.
Für manche von uns war der Film aber ein bisschen verwirrend und komplex, da viele kleine Geschichten miteinander verwoben sind. Es war nicht immer leicht, die filmische Realität und Olivers magisches Universum zu trennen. Irritiert hat uns, dass beim Plakat die Hauptfigur Oliver gar nicht abgebildet ist.
Olivers Opa ist schon länger tot. Er stellt sich den Großvater immer nur in Gedanken vor, vermutlich ist das Teil seiner Trauerverarbeitung. Wir, als Zuschauer_innen, erleben die Gespräche zwischen Opa und Enkel immer nur nachts, meist nachdem Oliver schon zu Bett gegangen ist. Der Großvater spricht oft von „Sterne geben und Sterne nehmen“. Wir meinen, es könnte sich auf verschiedene Themen im Film beziehen: Freunde, Geld, Unglück oder auf die Lebensdauer vom Opa, der 75 Jahre gelebt hat. Genauso lang, wie der Abstand zweier Halleyscher Komet-Phasen.
Als Nebenhandlung fanden wir die langsame Annäherung Olivers mit Irene schön. Ihre Figur ist zentral für seine Entwicklung, denn sie zeigt ihm, dass es nicht fair ist, wie die Bewohner_innen des „Schwarzen Lochs“ behandelt werden und fordert ihn auf, Mut zu zeigen. Irene steht symbolisch für Olivers Glück.
„Olivers Universum“ ist ein optimaler Film für Menschen, die im Kino gut aufpassen und Details zusammenhängen wollen. Man muss auf jeden Fall bis zum Ende gut mitdenken.
Sumo Kid ist eine aktuelle Geschichte über Vitya, der eine große Bindung zu seinem Vater hatte und jetzt auf der Suche nach ihm ist. Ihr gemeinsames Hobby ist die Faszination am Sumoringen und an der japanischen Kultur. Überrascht hat uns, dass auch im Film das Thema Corona plötzlich kam. Ungewöhnlich war, andere Menschen in Quarantäne zu sehen und wie sie diese (in Zeitraffer) verbringen. Dadurch war der Film zwar noch näher auch an unserer Realität, manchen von uns hat es aber gestört, da es ja kein Dokumentarfilm ist und uns zu sehr aus der Welt des Films gerissen hat.
Vitya ist eine selbstbewusste, zielstrebige Figur, manchmal ein bisschen aggressiv und wütend. Erst als ihm klar wird, dass er gute Noten braucht, um nach Japan gehen zu können, ist er motiviert, in der Schule besser zu werden. Er hat bewundernswerte Eigenschaften und entscheidet sich in allen Lebenslagen dezidiert, was er braucht, um sein Ziel zu erreichen (bewusst dick werden, japanisch lernen, diszipliniertes Training, bessere Schulnoten und Trainer finden).
Die Zeitlupe bei den Kampf-Szenen hat uns besonders mitfiebern lassen. Dramatisch waren diese Szenen aufgrund der spannenden Filmmusik und des unvorhersehbaren Gewinners. Die Musik kam zuerst aus den Kopfhörern des Rivalen, erst als er sie abnimmt, wird sie zur Filmmusik und nur für uns Zuschauer_innen hörbar. Alle anderen Geräusche (Schreie, Atmen, Schläge) sind nicht zu hören.
Vityas Voice Over und der animierte Anfang mit der japanischen Flagge hat ideal in das Thema der japanischen Kampfkunst übergeleitet. Auch während des Filmes kamen immer wieder aufwendig gezeichnete Einstellungen vor. Mit Hilfe von Rückblenden erfahren wir mehr über die Beziehung zwischen Vitya und seinem Vater.
Abschließend haben wir viel über Sumoringen gelernt, hätten aber sehr gerne Vitya bei den japanischen Meisterschaften begleitet, denn das abrupte Ende war für uns zu offen.