Pichkus Traum

Halkaa

Pichku träumt von etwas, das für Menschen in Europa ganz selbstverständlich ist: er wünscht sich ein sauberes WC, das er zusperren und wo er seine kleinen und großen Geschäfte in Ruhe erledigen kann. Im Slum, in dem Pichku lebt, ist es üblich, sich dafür auf den nahen Bahndamm zu begeben, doch dabei fühlt sich Pichku nicht wohl. Mit zwei gleichgesinnten Freunden setzt er alles daran, den Traum vom eigenen WC zu verwirklichen.

 

Ein mutiger Film, der sein Thema in Zeitlupen, prächtigen Farben und mitreißenden Tanzeinlagen umkreist. Gleichzeitig macht er deutlich, dass Grundbedürfnisse in einer anderen Welt oft nur Träume sind.

 

GRAND PRIX, Filmfestival Montréal

KRITIK DER KINDERJURY

 

In diesen Film sind wir richtig hineingekippt! Er ist kurzweilig, interessant, spannend und sehr lustig, weil das Klo ein Thema ist. Die Welt, in der Pichku lebt, sieht ganz anders aus als bei uns, z.B. sind die Häuser außen und innen viel bunter als bei uns. Die Kinder arbeiten auf einer Müllhalde, sammeln Plastikflaschen oder auch Altmetall, um ein wenig Geld zu verdienen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich (Slum-Kinder bzw. „Schulkinder“) und die Kinderrechte spielen eine große Rolle (Recht auf Gesundheit/Hygiene, Spiel & Spaß, Schule, keine Kinderarbeit, Schutz vor Schlägen usw.). An manchen Stellen haben wir befürchtet, dass die Kinder schon wieder benachteiligt bzw. betrogen werden (z.B. vom Klo-Verkäufer), aber am Ende geht alles gut aus.

 

Sehr gefallen hat uns, wie der Film gemacht ist. Es gibt mehrere Traumbilder, z.B. Pichkus Wunschtraum von seinem idealen, sehr bunten (weichgezeichneten) Klo. Als Pichku von Rohan, einem der Schulkinder, Schutzmasken und einen Duft geschenkt bekommt, versprüht er diesen Duft rund um sich herum und die Müllhalde verwandelt sich in eine Blumenwiese. Besonders schön ist auch der Blick von einem Hochhaus, auf dem Pichku mit seinem neuen Freund Gopi steht – gleichzeitig ist das ein Blick in die Vergangenheit (Gopis früheres Slum-Zuhause) und ein Blick in eine völlig andere Welt. Außerdem sind die Kameraperspektiven sehr einfallsreich, z.B. werden der Vater und Baba (der Mann mit dem wilden Bart) von unten aufgenommen, wenn sie Pichku Angst machen. Einige Male wird auch Zeitlupe verwendet, etwa als Pichku vom Vater zum „Klo“ an den Bahngleisen gezerrt wird. In dieser Szene ist für uns die Musik übrigens zu fröhlich, da hätte sie dramatischer sein müssen, aber sonst passt sie immer sehr gut. Auch das Schnitttempo passt immer genau zur Handlung.

 

Indien dürfte übrigens eher eine Männerwelt sein, denn es war nie zu sehen, wie Frauen aufs Klo gehen – wir vermuten, dass sie zu anderen Zeiten oder an einen anderen Ort gehen als die Männer.

 



Altersempfehlung: 8+
Indien 2018
112 Minuten, Farbe
Regie: Nila Madhab Panda

mit: Paoli Dam, Thatastu, Ranvi Shoey, Vipin Katyal, u.a.

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Weltvertrieb:
Smile Films India

Ein Monster auf Bestellung

Mail-Order Monster

Sam hat vor drei Jahren ihre Mutter bei einem Autounfall verloren und ist noch nicht über den Verlust hinweggekommen. In der Schule wird sie gemobbt, und zu allem Überfluss will ihr Vater jetzt auch noch seine neue Freundin Sydney heiraten. In ihrer Einsamkeit bestellt Sam über einen Versandkatalog ein Roboter-Monster, das den Namen MOM trägt. Damit will sie ihre ehemals beste Freundin in der Schule aus Rache erschrecken. Als das Monster zum Leben erwacht, verläuft nichts mehr so, wie Sam sich das wünscht.

 

Das Monster MOM ist eine gelungene Personifizierung von Sams Gefühlen, mit denen sie allein nicht mehr fertig wird. MOM hilft ihr, Hilfe von anderen anzunehmen.

KRITIK DER KINDERJURY

 

Besonders schwierige Szenen in diesem Film, wie z.B. der Autounfall zu Beginn und die Auflösung am Ende, werden uns als Comics gezeigt. Dieses stilistische Mittel fanden wir originell und von uns aus hätte es ruhig noch mehr Comics-Szenen geben können! Durch das „Mail Order Monster“ („M.O.M.“) kommt auch ein Fantasy-Element ins Spiel. Dieser Roboter hat auf uns wegen seiner eher menschlichen Bewegungen nicht ganz so echt gewirkt. Sein „Erwachen“ ist dafür aber so spannend inszeniert (Gewitter, dramatische Musik) und der Ton zum Roboter ist so gut gemacht (seine Sprache und die metallenen Geräusche, die er macht), dass wir ihn letztlich doch sehr überzeugend fanden.

 

Gut gefallen hat uns, dass erst nach und nach alle Puzzleteile der Geschichte ein Bild von dem ergeben, was passiert ist – z.B. welche Personen beim Unfall im Auto waren und wie sich das Verhältnis zwischen Samantha („Sam“) und Patricia („PJ“) durch dieses Erlebnis verändert hat. Obwohl der Film an vielen Stellen lustig ist, ist er gleichzeitig auch traurig und ernst, denn Sams Mutter ist bei dem Autounfall gestorben und Sam muss erst lernen, mit ihrer Trauer umzugehen. Ihr Wutanfall im Schuppen ist in diesem Zusammenhang eine sehr gelungene Szene. Auch Mobbing in der Schule ist ein Thema, zunächst nur für Sam, später auch für PJ (Anpinkel-Szene). Der Film ist sehr spannend, einigen von uns war der Spannungsbogen am Ende sogar etwas zu lange. Aufgefallen ist uns noch, dass der Film des Öfteren mit Schärfen und Unschärfen bzw. mit Schärfeverlagerungen arbeitet, z.B. in einer Szene beim Schulausgang oder als Sams Vater vor dem Fernseher sitzt. Eine interessante Figur ist Sydney, die manchmal mehr Gespür für Sams Gefühlslagen zu haben scheint als ihr Vater. Mit der Schönheits- und Shoppingtour haut Sydney zwar auch ordentlich daneben, aber man merkt, wie sehr sie sich um Sam bemüht und ihre eigenen Interessen zurücksteckt.



Altersempfehlung: 8+
USA 2018
87 Minuten, Farbe
Regie: Paulina Lagudi

mit: Emma Rayne Lyle, Josh Hopkins, Charisma Carpenter, u.a.

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Weltvertrieb:
Film Mode Entertainment

Ich bin William

Jeg er William

Da seine Mutter psychisch krank ist, kommt William in die Obhut seines Onkels. Der lebt von der Sozialhilfe, handelt mit Diebesgut, ist ein notorischer Spieler und politisch alles andere als korrekt, aber er bietet William ein Zuhause. Als Onkel Nils wegen seiner Spielschulden in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, fasst sich William ein Herz, begibt sich in die Höhle des von allen gefürchteten Gangsters Djernis und macht mit ihm einen Handel aus. Dieser Schritt löst eine Entwicklung aus, die sich William nie im Leben hätte träumen lassen.

 

Kein Sozialdrama, sondern eine herrlich skurrile Komödie über den Prozess, zu dem zu werden, der man schon ist. Der pointierte Humor des Films macht das Unglaubliche glaubhaft.

 

Regisseur JONAS ELMER wird bei allen Vorstellungen anwesend sein und im Anschluss an den Film für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen.

 

ECFA-PREIS, Filmfestival Malmö

KRITIK DER KINDERJURY

 

In diesen coolen Film sind wir ganz schnell hineingekippt und wir konnten uns auch sehr gut in William hineinversetzen! Die Ich-Erzählung funktioniert unter anderem deswegen so gut, weil vieles aus Williams Perspektive erzählt wird (seine Gedanken) bzw. zu sehen ist (subjektive Kamera). Gestaltet ist der Film überhaupt sehr einfallsreich, mit entfärbten Rückblenden (z.B. in Williams Kindheit), Zeitlupen (z.B. die Freude bei der Pferdewette), Zeitraffer (z.B. das Räumen des Zimmers und das Verkaufen der Sachen), Animationen (Spiegeleier, Schriften usw.), Standfotos (z.B. Hunde), Split-Screens und Überblendungen (z.B. beim Pferderennen).

 

Die Kinderrechte spielen in diesem Film eine große Rolle! William will seine Mutter jeden Sonntag sehen und beharrt auch seinem Onkel gegenüber darauf. Die spezielle Verbindung, die William mit seiner Mutter hat, zeigt sich ganz besonders durch die Briefchen, die sie ihm mitgibt. Wie jedes Kind braucht William ein Zuhause, und ein etwas schräges ist besser als keines. Wie er seinem Onkel am Ende Manieren beibringt, ist wirklich witzig! Es gibt überhaupt einige sehr lustige Szenen, z.B. die beiden Coca Cola-Szenen oder die Szene mit Viola und der steifen Hundeleine. Mobbing ist auch ein Thema, und der Darsteller von Martin spielt seine Rolle so richtig fies! Der Spannungsbogen mit dem Herunterzählen der Tage und der roten Einfärbung des letzten Tages ist stimmig, Schnitt und Musik vom Tempo her genau passend. Wir sind restlos begeistert! Wir sind William!

 

Noch eine Anmerkung:

Es war sehr fein, dass wir mit Regisseur Jonas Elmer über seinen Film sprechen konnten! Er ist sehr nett und hat viel von der Entstehung des Films, also von der Idee, vom Casting und vom Dreh (mit Kindern und Hund!) berichtet!



Altersempfehlung: 8+
Dänemark 2017
83 Minuten, Farbe
Regie: Jonas Elmer

mit: Alexander Magnússon, Rasmus Bjerg, Stinne Henriksen, Amina Awan Abou Arrakha, Niels-Martin Eriksen, u.a.

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Weltvertrieb:
SF Studios

Rosie & Moussa

Rosie ist nicht glücklich darüber, dass sie mit ihrer Mutter in ein Hochhaus ziehen muss. Noch dazu ohne den Vater, über dessen Verbleib dem Mädchen niemand etwas sagen will. Wie gut, dass sie schon am ersten Tag Moussa aus der Nachbarwohnung kennenlernt. Moussa ist ein aufgeweckter Junge, der sich einen Kater als Hund hält und Rosie zum Lachen bringt. Auf dem Dach des Hauses finden die beiden einen Platz zum Träumen und für ernste Gespräche. Als Rosie dahinterkommt, dass ihr Vater im Gefängnis ist, fangen die Probleme erst so richtig an.

 

Einfühlsam erzählt der Film eine einfache Geschichte und lässt das Grau der Großstadt durch fantasievoll animierte Einlagen immer bunter werden.

KRITIK DER KINDERJURY

 

Auffallend an diesem Film ist, wie viel sich von Anfang bis Ende durchzieht. Dazu zählt z.B. die „Acapulco“-Schneekugel, in der Rosies Vater mit Hilfe einer Animation das „Cariña“-Lied singt (mit „Schätzchen“ ist Rosie gemeint). Die Farben, vor allem rot (Rosies Mantel, Moussas Kappe) und grün (Moussas Jacke, Rosies T-Shirt), zeigen, wie gut Rosie und Moussa harmonieren und dass sie zusammengehören. Die Animationen, die z.B. die Fußgängerbrücke oder den Zug „übermalen“, ziehen sich ebenso durch wie Bilder vom Stiegenhaus (Blick von oben hinunter, das Stockwerke laufen). Auch die Schärfeverlagerungen (z.B. Netz am Balkon!), die meist Rosie scharf zeigen oder von Rosie zu Moussa wechseln, haben uns sehr gefallen – manchmal sind sogar nur mehr Lichtpunkte zu sehen, das war schön!

 

Der Film zeigt eher den Alltag und ist vielleicht nicht ganz so spannend wie andere Filme, aber dafür ist er z.B. sehr humorvoll. Moussa behandelt seine Katze so, als wäre sie ein Hund, und um Rosie zu zeigen, dass er direkt über ihrem Zimmer wohnt, sieht man eine Animation von einem Loch in der Decke. Der nach außen hin strenge, heimlich steppende Hauswart ist eine witzige Nebenfigur. Eine der besten Szenen ist die, in der Rosie einen Wutanfall bekommt und die Schneekugel ruiniert, weil sie merkt, dass ihre Familie nie wieder so werden wird wie früher. Savannah Vandendriessche, die junge Hauptdarstellerin, spielt ihre Rolle wirklich sehr überzeugend! Während Rosie am Anfang des Films noch ein Kuscheltier hat, hat sich bis zum Ende viel verändert und Rosie ist erwachsener geworden. Manche von uns hätten gern noch genauer gewusst, was mit der Familie, dem Vater oder dem neuen Freund der Mutter (der keine Papiere hat) weiter passiert.



Altersempfehlung: 8+
Belgien 2018
90 Minuten, Farbe
Regie: Dorothée van den Berghe

mit: Savannah Vandendriessche, Imad Borji, Ruth Beeckmans, Titus De Voogdt, Mourade Zeguendi, u.a.

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Weltvertrieb:
Attraction Distribution

Auf Rädern

Sobre Rodas

Nach einem schweren Unfall kehrt Lucas im Rollstuhl in die Schule zurück. Der Junge findet sich mit seinem Schicksal nicht zurecht und zieht sich in sich selbst zurück. Aber dann tritt Laís in sein Leben. Das aufgeweckte, fröhliche Mädchen holt Lucas aus seiner Isolation, und er findet wieder Lebensfreude. Aber auch Laís hat ein Problem: Sie möchte ihren Vater finden, den sie nie kennengelernt hat. Als sie einen Tipp erhält, wo er sich eventuell aufhalten könnte, brechen Lucas und Laís mit Rollstuhl und Fahrrad zu einer gemeinsamen Reise auf und begegnen auf ihrem Weg nicht nur skurrilen Menschen, sondern auch sich selbst.

Ein zauberhaftes Road-Movie, das von Sehnsucht und unerfüllten Wünschen, aber auch von wahrer Freundschaft erzählt.



Altersempfehlung: 8+
Brasilien 2017
72 Minuten, Farbe
Regie: Mauro D'Addio

mit: Lara Boldorini, Cauã Martins

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